Podiumsdiskussionen

MONTAG, 5.9.2011 | 19:30 im Logensaal der Hamburger Kammerspiele,
Hartungstraße 9-11 | 20146 Hamburg | Eintritt 12 € (erm. 9 €)

PODIUMSDISKUSSION:

„JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND – ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN“

In den jüdischen Communities Deutschlands findet ein Generationswechsel statt. Inzwischen fühlt sich ein großer Teil der jüdischen Deutschen in den staatlich geförderten Gemeinden nicht mehr zu Hause. Zeitgleich entstehen schon seit den Neunzigerjahren an vielen Orten unabhängige jüdische Projekte, religiöse wie säkulare. Jüdische Identität wird dabei nicht nur über die Religionszugehörigkeit definiert. Außerhalb Deutschlands ist das keine Neuigkeit. Hat sich die international einzigartige Form der deutschen Staats-Gemeinde überholt? Wollen oder sollen sich die neuen Initiativen in die Diskurse der deutschen Mehrheitsgesellschaft einbringen? Diese Fragen debattieren Prof. Dr. Andreas Nachama, Geschäftsführender Direktor der „Topographie des Terrors“ und Rabbiner in Berlin, Dr. Dmitrij Belkin vom Fritz Bauer Institut Frankfurt, Dr. Elisa Klapheck, Rabbinerin des Egalitären Minyan in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main und Mitgründerin des jüdischen Frauen-Netzwerks „Bet Debora“ und Julia Itin, Programmdirektorin des derzeit deutschlandweit erfolgreichsten jüdischen Projektes „Limmud – Lernfestival“

„Ein deutsches Judentum gibt es nicht mehr, das hat '33 aufgehört zu existieren. Andererseits besteht die Chance durch die Zuwanderung der Juden ... aus Russland, dass ein neues deutsches Judentum entsteht...“(Julius H. Schoeps).

"Als Hauptergebnis der Einwanderung aus der ehemaligen UdSSR entstand in Deutschland eine neue jüdische Gemeinschaft - das deutsche Judentum zwei"
Eine These von Dmitrij Belkin.

Moderation: Peter Zamory, Vorsitzender von Kunsthaus Finkels, Jüdischer Kulturverein e.V.


Weitere Informationen zu den Teilnehmern des Podiums:

Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama
Rabbiner Nachama war von 1997 bis 2001 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Heute ist er geschäftsführender Direktor der "Topographie des Terrors" in Berlin, Professor am Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance am Touro College Berlin und Rabbiner der Synagoge Hüttenweg der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama
Julia Itin
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Jüdische Studien der Universität Halle Wittenberg und am Cluster of Excellence "Asia and Europe", JRG Cultures of Disaster an der Universität Heidelberg. Itin ist Programmkoordinatorin des Jüdischen Lernfestvals "Limmud" in Deutschland.
Julia Itin
Dr. Dmitrij Belkin,
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut, Studien und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust und Kurator am Jüdischen Museum Frankfurt. Kurator der Ausstellung und Mitherausgeber des Bandes "Ausgerechnet Deutschland! Jüdisch-russische Einwanderung in die Bundesrepublik", Autor von: "Mögliche Heimat. Deutsche Judentum zwei."
dmitrij belkin
Elisa Klapheck
ist Rabbinerin des "Egalitären Minjan" (Liberale Juden) in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main und Mitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands, sowie assoziiertes Mitglied des "Rabbinic Board of Liberal Judaism" in London. Klapheck engagiert sich seit Beginn der 90er- Jahre für eine Erneuerung der jüdischen Tradition in der Auseinandersetzung mit heutigen gesellschaftspolitischen Fragestellungen.
Sie veröffentlicht regelmäßig rabbinisch-politische Kommentare in der "Jüdischen Allgemeinen" und verschiedenen Radiosendern.
elisa klapheck


Unsere Kooperationspartner bei diesem Podium sind:




MITTWOCH, 7.9.2011 | 19:30 Uhr in der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Karolinenstraße 35| 20357 Hamburg

Eintritt frei. Women Only!

PODIUMSDISKUSSION:

„Frauen im Judentum – vergessene Traditionen und neuer Aufbruch?“

In Deutschland sind wir seit Generationen nach der Schoa gewohnt, dass die staatlich anerkannten Jüdischen Gemeinden in ihrer Mehrheit den orthodoxen Kultus bevorzugen. Orthodoxie, wie sie hier heute noch praktiziert wird, bedeutet den Ausschluss der Frauen von der Mitgestaltung der Gottesdienste und Hohen Feiertage. Das Sefer Tora darf von den Frauen nicht berührt werden, sie werden nicht zur Tora-Lesung aufgerufen u.v.m. So  manche Divrei Tora haben wir uns, unter dem Vorwand der Auslegung der Parascha oder eines Abschnittes des Talmuds oder der Mischna, anhören müssen, in denen postuliert wurde, dass Frauen unrein seien oder gar, dass Frauen gar keinen Menschen seien. Parallel dazu werden die weiblichen Traditionen des Judentums, die unsere Großmütter noch ganz selbstverständlich praktizierten, aus den Geschichtsbüchern gestrichen. In mühevoller Arbeit haben sich Wissenschaftlerinnen in Deutschland und Israel auf die Suche gemacht nach noch existierenden schriftlichen Belegen für diese Tradition. Für viele von ihnen gab es eine gemeinsame Inspiration zu dieser Suche: Sie selbst kannten aus ihrer Kindheit noch die Großmütter, die als (inoffizielle) religiöse Autoritäten auch von jungen Rabbinern in Streitfragen um Rat ersucht wurden … und ihn geben konnten. Tatsächlich existieren, trotz der Vernichtung der mehrheitlich oralen Tradition während der Schoa, noch heute Gebetbücher für Frauen von Frauen, von Müttern für ihre Töchter, deren Gebete sich den Lebensrealitäten von Frauen widmen.

Diesen Teil unserer Geschichte haben wir verloren.

Eine andere Frage ist unsere eigene Position zur Zurücksetzung der Frauen im Kultus.

Tora und Talmud sind schon immer auf unterschiedliche Weise ausgelegt worden – gerade der Talmud bietet sich mit seinen vielen widersprüchlichen Aussagen dafür an.

WIE ausgelegt wird, war durch die Jahrhunderte hindurch schon immer eine Frage der gesellschaftlichen Situation, das zeigen uns die sehr verschiedenen Praktiken in unterschiedlichen Regionen – von Italien bis Südamerika oder den mahgrebinischen Gemeinden vor 1900. Nehmen wir „BAT KOL“ ernst, denn was gerne als „Hallstimme“ übersetzt wird, bedeutet nichts anderes als „Tochter der Stimme“, die göttliche Stimme, die hier einen weiblichen Klang hat.

Zu Beginn der Diskussionen werden wir zwei Bücher vorstellen:

  • „A Jewish Woman's Prayer Book“ von Aliza Lavie, Gewinnerin des „National Jewish Book Award of Israel“ 2008.  Aliza Lavie hat Jahre damit verbracht, in jüdischen Archiven nach den noch erhaltenen Frauen-Gebeten zu suchen und sie für dieses Buch zusammengetragen.
  • „Bertha Pappenheim: Gebete“. Hrsg. Von Elisa Kalpheck und Lara Dämmig. Dieser Band trägt die Gebete zusammen, die Bertha Pappenheim in den Jahren 1922 bis 1935 für Frauen geschrieben hat.

Auf dem Podium:

Jalda Rebling (Kantorin, Gründerin des Berliner Minyan "Ohel Hachidusch"), Anna Adam (Künstlerin, Mitgründerin von "Ohel Hachidusch"), Lara Dämmig (Bet Debora, Berlin), Yohana R. Hirschfeld (Gabbait des „Egalitären Minyan Hamburg))

Moderation: Sandra Lustig (Hrsg. von „Turning the Kaleidoscope. Perspectives on European Jewry“)

jalda rebling und anna adamlara dämmigyohana hirschfeldsandra lustig



Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule

gedenk- und bildungsstätte israelitische töchterschule





Kooperationspartner

Salomo-Birnbaum-Gesellschaft


Eduard-Duckesz-Fellow


Jüdischer Salon am Grindel


Institut für die Geschichte der deutschen Juden


Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Hamburg


Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Hamburg


hamburgmuseum


Stiftung Denkmalpflege Hamburg